Die Abfertigung am Flughafen Hamburg klappt reibungslos, um kurz vor 12 Uhr ist Abflug. Etwa zwei Stunden später landen wir in Zagreb. Nach dem technischen Check der Räder beginnt die Tour um 15 Uhr. Die Hauptstraße vom Flughafen ist etwas langweilig, doch als wir die Save erreichen, ist es schon viel hübscher. Hier finden wir die charakteristischen Holzhäuser wieder, die uns schon auf unserer Tour im Jahre 2002 aufgefallen sind. Wir steuern den Ort Petrinja an, um dort zu übernachten, aber leider ist die einzige Unterkunft voll. So geht es 13km weiter nach Sisak. Dort nehmen wir das Hotel Panonija, es ist das gleiche Hotel, in dem wir schon vor fünf Jahren übernachtet hatten, inzwischen ist es aber komplett renoviert. Auf dem Weg zu unserem Zimmer platzen wir in eine Hochzeitsgesellschaft, wir haben wohl den falschen Aufzug genommen. In dem uns ebenfalls von der letzten Reise bekannten Restaurant ein paar Straßen weiter lassen wir den ersten Abend ausklingen.
Gemessen an dem Hotel-Standard ist das Frühstück ist recht spärlich. Das Städtchen Sisak ist recht nett, wir halten uns aber dennoch nicht lange auf. Obwohl Sonntag ist, haben alle
kleinen Läden geöffnet. Wolfgangs Garmin funktioniert immer noch nicht. Er nimmt es aber gelassen mit den Worten: 'Wir sind zwölf Jahre zusammen gefahren ohne zu wissen, wo wir waren, da wird es diesmal auch gehen'.
Auf ruhigen Straßen steuern wir die
bosnische Grenze an und queren diese über den
Grenzfluss Una nach 45km. In Bosnien sieht es ähnlich aus wie in Kroatien, nur ist alles viel billiger. Hinter der Grenze in Bosanska Kostajnica tauschen wir zunächst Geld am Automaten. Nun haben wir wieder Mark in der Hand, nämlich die bosnische Konvertible Mark (KM), im Kurs 1:1 zur ehemaligen D-Mark. In den folgenden Tagen werden wir die Frage 'Wollen Sie in Mark oder in Euro zahlen?' noch häufig hören.
Nach dem Mittagessen am gleichen Ort geht es nun weiter auf der
wenig befahrenen und gut ausgebauten M-14. Wir fahren entlang der Flüsse
Una und Save über
Bosanska Dubica bis Gradiška. Viele kleine Imbisse an der Strecke laden zur Einkehr ein. In Gradiška wählen wir das
Motel 'Taxi-Bar'. Zu unserer Verwunderung gibt es in diesem Ort an der kroatischen Grenze viele Motels, es muss wohl ein wichtiger Knotenpunkt sein. Mit unserer Wahl sind wir zufrieden, es gibt sogar Internet Service.
Die zunächst unumgängliche Hauptstraße stört nicht, da nur wenige Autos unterwegs sind. In Nova Topola biegen wir dann auf eine noch
ruhigere Nebenstraße ab, es ist erneut die M-14-1. Obwohl wir durch die serbisch-dominierten Landesteil fahren, sehen wir hin und wieder
neu erbaute Moscheen in den Dörfern. Wir passieren allerdings nur wenige Dörfer und finden kaum Landwirtschaft vor, sondern meistens wilde Natur.
Ab Srbac fahren wir wieder an der Save. Auch die kleineren Straßen sind von erstaunlich guter Qualität. Das Mittagessen nehmen wir in Bosanski Kobaš in einem
Imbiss ein. Wir kaufen dort Brot und Wurst, die Verkäuferin macht uns dann alles mundfertig zurecht. Wie schon so häufig, werden wir auch hier auf Deutsch angesprochen. Wir treffen immer wieder Menschen, die während des Krieges in Deutschland gearbeitet haben und ihre Deutschkenntnisse dort erworben haben. In der Gegend um Derventa finden wir dann viele zerstörte und
verfallene Häuser vor, die
Minenwarnschilder am Straßenrand geben uns auch zu denken. Wir nehmen sie sehr ernst und somit wird der Gang 'hinter den Busch' schon vor dem Busch erledigt.
In Bosanski Brod kommen wir wieder einmal ins Gespräch mit Einheimischen, die uns auf unsere Fahrleistung ansprechen. '100 Kilometer pro Tag?' wird ungläubig zur Kenntnis genommen. Das sei doch schon mit dem Auto zu viel! Wenige hundert Meter weiter haben wir wieder
die Save und damit die kroatische Grenze vor uns. Wir überqueren sie und treffen unmittelbar dahinter in Slavonski Brod ein. Nach dem Besuch der
Festungsanlage aus österreichisch-ungarischer Zeit wählen wir ein Hotel direkt am
Hauptplatz, einem der größten Plätze Kroatiens.
Wir machen eine Runde durch Slavonski Brod, bevor wir wieder über die Save
zurück nach Bosnien fahren. Am Fluss entlang fahren wir zunächst bis
Šamac, wo wir den Landesnamen-gebenden Fluss Bosna überqueren und unsere Mittagspause machen.
Bislang sind wir durch den serbisch dominierten Landesteil 'Republika Srpska' gefahren. Nun erreichen wir die kroatisch besiedelte Provinz Posavina, zu Deutsch: 'Savetal', die zum Landesteil 'Föderation Bosnien und Herzegowina' gehört. Am Abend erreichen wir schließlich den selbst verwalteten 'Distrikt Brčko'. Bei dieser strategisch und wirtschaftlich wichtigen Region konnte man sich in den Dayton-Verhandlungen nicht einigen, ob er zukünftig zur bosnisch-kroatischen oder zur serbischen Seite gehören sollte. In
Brčko quartieren wir uns im
'Grand Hotel Posavina' ein. Das Hotel ist ein historisches Gebäude von 1891. Es wurde im Bosnien-Krieg 1995 zerstört und im Jahr 2001 wieder aufgebaut. Trotz des Namens und des guten Standards ist es mit 40€ für das Zweibettzimmer sehr günstig.
Heute gibt es erstmals die Gelegenheit zu einem 'Sunsetbier', und das zumal in besonderer Lage: Wir genießen es
auf der Save-Brücke im Niemandsland zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Die Zöllner hindern uns nicht daran. Am Abend nehmen wir das leckere Haus-Menü im Restaurant 'Stari-Grad' (Altstadt) ein und lernen mit dem Schnaps 'Rakija' eine weitere landestypische Spezialität kennen.
Aus Brčko fahren wir auf der M14-1 nach Südosten aus der Stadt zur Save. Die ersten 20km bis Vrsani laufen gut, dann fahren wir über kleine Straßen und auch
Schotterwege in Richtung serbische Grenze. Zweimal verfahren wir uns, doch jeweils treffen wir auf freundliche Menschen die uns auf Deutsch den richtigen Weg weisen. Wieder bildet die
Save eine Landesgrenze, diesmal zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien. Der Grenzübergang der M18 nach
Serbien ist aufwändig gestaltet, doch die Einreise verläuft problemlos.
In
Sremska Mitrovica suchen wir unsere erste Unterkunft in Serbien. Wir werden fündig in dem Hotel Sirmium im sozialistischen Stil. Benannt ist es nach der antiken byzantinischen Stadt Sirmium, die hier vor etwa 2000 Jahren lag. Die Stadt hat eine wechselvolle Geschichte in unterschiedlichen Ländern, darunter dem Osmanischen Reich, dem Kaisertum Österreich, Jugoslawien und schließlich Serbien. Bei der abendlichen Planung unserer Route für den nächsten Tag bekommen wir den gut gemeinten Hinweis: Wir sollten nicht mit dem Fahrrad auf der Autobahn fahren, denn das sei langweilig. Nun, das hatten wir auch nicht vor.
Zügig geht es mit Rückenwind über Ruma, zum Mittag finden wir in einer Bäckerei und einem Laden alles was wir brauchen, um satt zu werden. Der Verkehr hält sich überwiegend in Grenzen. Bereits gegen 14:30 erreichen wir Belgrad, fast unmerklich, denn ein Ortsschild sehen wir nicht. Wir fahren zur Save, aber die in unserem Plan eingezeichnete Fähre gibt es nicht mehr. In der Innenstadt wählen wir das altertümliche Hotel Splendid. Aus unserem Zimmer im 6. Stock haben wir einen schönen Ausblick auf das serbische Parlament, auf das alte Stadtschloss, in dem heute das Rathaus untergebracht ist, sowie auf die Markuskirche. Am Nachmittag bleibt noch Zeit für die Besichtigung jener Kirche sowie dem Kalemegdan-Park bei der Festung von Belgrad. Die Festung stammt aus dem 15. Jahrhundert, wurde aber gut 200 Jahre später wesentlich ausgebaut. Hier verabschieden wir uns mit einem 'Save-Bier' von unserer Begleiterin der letzten Tage, denn die Save mündet unterhalb der Festung in die Donau.
Auf der Europastraße fahren wir aus der Stadt, es ist eine gut ausgebaute Straße mit breitem Seitenstreifen. Was dabei stört sind weniger die Autos selber, sondern viel mehr deren Abgase. Von westlichen Normen ist man diesbezüglich noch recht weit entfernt.
In Pančevo wechseln wir auf kleinere, aber
gute Straßen. Hier im Norden der Donau befinden wir uns nun in der Autonomen Provinz Vojvodina. Auffällig ist die hier neben kyrillisch auch lateinisch gehaltene Beschilderung und der offensichtlich höhere Lebensstandard. Dieser Landesteil gehörte lange Zeit zum Habsburgerreich. Bei Kovin an der Donau machen wir Mittagspause. Es könnte ein ausgezeichneter Platz dafür sein, würde es nicht
in Strömen regnen. Der Ort weist touristische Infrastruktur auf und hier treffen wir auch erstmals andere Radreisende.
Am Nachmittag kämpfen wir uns bei stürmischem Seitenwind nach Osten. In Bela Crkva übernachten wir in der ordentlichen Pension Sokolov. Gutes Essen gibt es im zugehörigen Restaurant ebenso. Die Stadt ist sehr übersichtlich, das ist heute genau das Richtige für uns.
Bis zur
rumänischen Grenze sind es nur 11 Kilometer. Doch bevor wir wieder EU-Gebiet befahren, müssen wir uns nicht nur der Passkontrolle, sondern erstmals überhaupt auch dem Zoll stellen. Sobald die resolute serbische Zollbeamtin mit dem jugoslawischen Abzeichen auf der Schulter aber die erste Schnalle meiner Ortlieb-Tasche löst und eine Plastiktüte hervorquillt, lässt sie auch schon wieder davon ab.
Rumänien empfängt uns mit einem Berg. Es handelt sich dabei um einen 400 Meter hohen Pass der Gebirgskette Munții Locvei (Locva Gebirge) den wir überqueren müssen, um wieder an die Donau zu gelangen. Diese Berge gehören zum Banater Gebirge, das den äußersten südwestlichen Karpatenzipfel bildet. Auf einer recht guten Straße fahren wir nun
an der Donau entlang, leider immer noch bei ununterbrochenem Regen. In Berzasca gibt es eine Unterkunft. Wir überlegen uns kurz zu bleiben, beweisen dann aber Mut zum Risiko und fahren weiter. In etwa 18km soll es eine weitere Bleibe geben, aber sicher ist es nicht. Das Donautal ist hier kaum besiedelt. Die Bewohner gehören überwiegend zur serbischen Minderheit. Der Himmel klart ein wenig auf, dafür ist nun der Asphalt der Straße für einige Kilometer verschwunden. An der ausgewiesenen Stelle ist zunächst kein Hotel zu sehen. Ein Mann, der plötzlich aus dem Nichts auftaucht, hilft uns, die
Unterkunft zu finden. Es handelt sich dabei eher um eine Kneipe mit ein paar Zimmern. Unser Helfer kann auch die abweisenden Wirtsleute dazu bewegen, uns aufzunehmen. Für zusammen 15€ bekommen wir zwei Zimmer. Die Einrichtung ist zwar karg und heißes Wasser ist auch nicht im Angebot, aber es gibt eine Heizung, was zum Trocknen unserer durchnässten Kleidung sehr wertvoll ist. Die nächste Hürde ist das Abendessen. Etwas Brot würde uns ja reichen, aber der Wirt macht uns unmissverständlich klar, dass es kein Essen gäbe. Doch unser Helfer von vorhin ist noch im Lokal und redet nun solange auf den Wirt ein, bis dieser sich schließlich auf sein Moped schwingt und etwas später mit Hackfleisch und Brot zurückkommt. So wird uns überraschend dann doch noch gegrilltes Ćevapčići serviert, dazu gibt es das gute Ursus-Bier.
Das Frühstück mit Eiern, gegrillter Wurst und hervorragendem Kaffee überrascht uns. Als wir aufbrechen wollen, rückt die Grenzpolizei mit vier Mann an. Sie vergewissern sich bei uns, ob alles in Ordnung sei, eigentlich sind sie aber nur zum Kaffee trinken gekommen.
Der erneute Nieselregen veranlasst uns zum Anlegen der Regenmontur. Wenig später hört es aber auf zu regnen und es bleibt den Rest des Tages trübe, aber wenigstens trocken. Die
beeindruckende Landschaft des
'Eisernes Tor' genannten
Donaudurchbruchs 'zwingt' uns ein ums andere Mal zu einem Foto-Stopp. Hier ist die Donau bis zu 80m tief und teilweise nur 200m breit. Wir sind fast alleine unterwegs, da die
Straße bis Orșova fast nicht von Autos befahren ist. Dort, wo die Donau für gut 30km nach Nordosten fließt, steigt die Zahl der Unterkünfte sprunghaft. Hier bewundern wir auch das 40m hohe
Felsenbildnis des antiken Daker-Königs Decebal. In Eșelnița haben wir eine Auswahl an Restaurants, hier hat bereits der Tourismus Einzug gehalten. Wir wählen zum Mittag die
Restaurant-Pension 'Steaua Dunarii', wunderschön an und auf der Donau gelegen. Hinter Orșova bleibt die Europastraße E70 für ein paar Kilometer ohne Alternative. Wir passieren auf diesem Abschnitt das
Kraftwerk 'Eisernes Tor 1' welches bei seiner Fertigstellung 1972 als das weltweit größte Flusskraftwerk galt. Zuvor galt das 'Eiserne Tor' als der für die Schifffahrt gefährlichste Flussabschnitt der Donau.
Wir sind froh, die hässliche Industriestadt
Drobeta Turnu Severin schnell hinter uns zu lassen, danach geht es wieder beschaulich zu. In Hinova werden wir auf ein 'Motel' direkt an der Donau aufmerksam, tatsächlich handelt es sich eher um eine in einem Herrenhaus gelegene
Privatunterkunft. Wir haben die Wahl von Zimmern auf einer ganzen Etage. Ein leckeres
Abendessen mit Familienanschluss wird uns auch angeboten, das nehmen wir sehr gerne an. Das Gute-Nacht-Bier mit
Blick auf die Donau rundet den schönen Abend ab.
Gestärkt durch das Frühstück mit selbstgemachtem Schinken und Marmelade fahren wir weiter nach Süden auf der 56A. Die Straße ist für
LKW gesperrt und somit fast autofrei. Sie führt durch einige
Dörfer, in denen wir immer wieder freundlich angesprochen werden. Die übliche Frage lautet: 'Woher kommt ihr, wohin wollt ihr?'. Die Straße verläuft abseits der Donau über einige Hügel. Der Abstecher zum
Kloster Maglavit lohnt nicht wirklich. Etwa 10km vor Calafat erreichen wir die E79. Auch hier herrscht kaum Verkehr. In
Calafat soll uns die
Donaufähre nach Bulgarien bringen.
Nach einer Stunde Wartezeit und dem Erledigen der
Formalitäten setzen wir in 20 Minuten über die Donau. Außer uns sind ausschließlich LKWs auf der Fähre. Am bulgarischen Ufer fahren wir als erste von der Fähre, die LKWs brauchen deutlich länger, über die Rampe hoch zufahren. 500m weiter kommt die Grenzkontrolle. Da wir niemanden sehen, fahren wir einfach weiter. 50m hinter der Grenze blicke ich in den Spiegel und sehe drei Grenzer aufgeregt hinter uns herwinken. Nun, sollen sie doch kommen, wenn sie etwas wollen. Sie haben offenbar nicht mit schnellen Radfahrern gerechnet.
In
Vidin fahren wir direkt in die Innenstadt zum Hotel Dunav. Es ist einfach, aber in Ordnung, jeder von uns bekommt ein Zimmer. Schon hier stellen wir den Unterschied zwischen rumänischen und bulgarischen Duschvorhängen fest: Während in Rumänien eigentlich ein Duschvorhang vorgesehen ist, dieser aber grundsätzlich fehlt, ist die bulgarische Dusche von vornherein ohne Vorhang konzipiert. Der Effekt ist derselbe, das Bad steht nach dem Duschen unter Wasser. Abends essen wir gut und preiswert direkt an der Donau, doch dann lernen wir eine weitere bulgarische Besonderheit kennen: Ende Mai feiern die Abiturienten ihren Abschluss eine Woche lang intensiv - das bedeutet, dass jede Nacht lautstark durchgefeiert wird, insbesondere in den Städten. Vor unserem Hotel gibt man sich offenbar besondere Mühe damit...
Nach nahezu durchwachter Nacht stehen wir um 7 Uhr auf, das Frühstück gibt es im 'Dolce Vita' ein paar Meter vom Hotel entfernt. Wir beobachten beim Frühstück, wie die letzten müden Feiergestalten nach Hause schlurfen. Bevor wir die Stadt verlassen, machen wir per Rad noch eine Stadtrundfahrt. In Erinnerung bleibt davon vor allem die
Baba-Vida Festung. Sie gilt als einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Festung Bulgariens, mit ihrem Bau wurde bereits zu Zeiten des Römischen Reichs begonnen.
Wir folgen zunächst der auch in Bulgarien
fast unbefahrenen E79, bevor wir Richtung Lom auf die 11 abbiegen. Hier geht es für etwa 20km an der
Donau entlang, doch dann verabschieden wir uns endgültig von ihr und fahren nach Süden durch leicht hügelige Landschaft.
In Brusarci finden wir ein nettes Restaurant. Auf meine Frage, ob wir draußen Essen können, schüttelt die Bedienung freundlich mit dem Kopf. Kurz bevor wir unverrichteter Dinge wieder abziehen, fällt mir ein, dass das Kopfschütteln in Bulgarien Bejahung bedeutet. Tatsächlich bekommen wir
im Garten des Restaurants ein leckeres Mahl serviert . Auf und ab fahren wir nun weiter bis
Montana, der Stadt, die zwischen 1944 und 1993 Michailowgrad hieß. Wir fahren zunächst zu dem südlich angrenzenden
Ogosta-Stausee, doch dort richtet man sich offenbar erst im Sommer auf Gäste ein. Zurück in der Stadt finden wir das nagelneu renovierte Hotel Europa vor. Das Hotel liegt etwas abseits von der Hauptstraße, aber auch heute können wir dem Lärm der Abi-Feiern nicht entkommen. Besonders prägnant ist das laute Zählen bis zwölf, dass offenbar an die Schuljahre erinnert. Es findet etwa im viertelstündigen Rhythmus statt.
Durch die Ausläufer des Balkangebirges geht es auf und ab. An der höchsten Stelle liegt
Vratsa auf 400m Höhe. Die kleine Stadt am Fuße des Balkangebirges macht einen gepflegten Eindruck. Nach dem Mittag rollen wir zunächst bergab nach Mezdra, um von dort nun entlang des Flusses Iskar in einer
steilen Felsenschlucht in das Balkangebirge empor zu fahren. Die
Felsformation 'Ritlite' zu Beginn der Schlucht ist dabei besonders beeindruckend.
In der
Iskar-Schlucht liegt auch das
Kloster Tscherepischki. Wir haben gelesen, dass man hier übernachten könne, und genau das wollen wir versuchen. Ein
freundlicher Mönch begrüßt uns und zeigt uns das Kloster. Er spricht ein wenig deutsch und scheint froh zu sein, sich mit uns Besuchern unterhalten zu können. Um uns eine Übernachtung zu gewähren, muss er allerdings das Einverständnis des Chefs haben, doch leider ist dieser nicht erreichbar. Zurück
auf der Hauptstraße werden wir auf Unterkünfte in dem Dorf Zverino hingewiesen. Es gibt tatsächlich zwei: Das teure Hotel hat noch geschlossen, aber wir kommen in einer einfachen Pension unter. Das Zimmer ist zwar etwas klamm, aber wenigstens hören wir heute Nacht nur das Rauschen des Flusses.
Heute ist Feiertag in Bulgarien. Es wird der 'Tag der bulgarischen Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur' gefeiert. Unser Wirt begreift, dass wir ein gutes Frühstück brauchen. Wir fahren nun weiter
an der Iskar entlang durch das Balkan-Gebirge, viele
Fotomotive lassen uns ein- ums andere Mal anhalten. Die
Iskar-Schlucht gilt nicht umsonst als eine der schönsten Naturlandschaften Bulgariens. Die Gipfel links und rechts der Schlucht liegen teilweise fast 1000m über dem Fluss. In Svoge halten wir zum Mittagessen, hier geht es schon etwas internationaler zu. Die Bedienung im Restaurant spricht sogar englisch, bisher eher eine Seltenheit in Bulgarien.
Bei
Novi Iskar öffnet sich die Iskar-Schlucht zu einer Hochebene, in der auch Sofia liegt. Am Nachmittag erreichen wir die bulgarische Hauptstadt. Wir entscheiden uns für das Sun Hotel, das in der Nähe der Innenstadt in einem hübschen
Jugendstilgebäude untergebracht ist. Am Abend orientieren wir uns erst einmal per Rad in der 1,2 Millionen Metropole und lassen den Tag in einem der hübschen Parks der Stadt ausklingen.
Der heutige Tag ist ganz der bulgarischen Hauptstadt gewidmet. Wir lassen dafür das Fahrrad stehen und besichtigen zu Fuß die vielfältigen Sehenswürdigkeiten Sofias:
Das ist zunächst die
Banja-Baschi-Moschee aus dem 16. Jhdt, sie ist die größte Moschee Bulgariens und eines der bedeutendsten Bauwerke Sofias aus osmanischer Zeit. Es folgen die
Kirche Sweta Nedelja sowie weitere kleine
orthodoxe Kirchen und das in einem schönen Park gelegene Nationaltheater
'Iwan Wasow'. Ein paar hundert Meter weiter östlich besuchen wir dann die
russische Kirche St. Nikolai und schließlich die
Alexander-Newski-Kathedrale, das Wahrzeichen Sofias. Diese bulgarisch-orthodoxe Kathedrale im neobyzantinischen Stil wurde vor etwa 100 Jahren gebaut und ist Zar Alexander II. gewidmet. Nebenan befindet sich das
Nationalparlament. Außerdem gibt es in der Nähe einen
interessanten Markt und viele Möglichkeiten zum Essen, von denen wir eine nutzen. Nachmittags beobachten wir das
bunte Treiben in einem Park am Grand Hotel und nutzen die letzte Chance, ein paar Postkarten zu schreiben. Pünktlich zur
Wachablösung finden wir uns dann am
Sitz des Präsidenten ein. Wir schlendern durch die
Zentralmarkthallen, doch das 3200 Quadratmeter große Gebäude im Neorenaissancestil ist von außen beeindruckender als von innen. Gerade noch rechtzeitig finden wir Einlass in die
Synagoge gleich nebenan. Der
Besuch lohnt sich, da es sich um eine der größten und schönsten Synagogen Europas handelt und wir zudem einige interessante Erklärungen erhalten.
Um 3:30 klingelt der Wecker. Eine Dreiviertelstunde später fahren wir dann durch das nächtliche Sofia zum Internationalen
Flughafen der Stadt. Er liegt nur etwa 10km entfernt, wir verfahren uns aber fast, weil wir eine Abkürzung wählen wollen. Wir verpacken unsere Räder notdürftig mit der mitgebrachten
Plastikfolie und halten dann nach einem Röntgengerät am Sperrgepäckschalter Ausschau. So etwas gibt es hier allerdings nicht. Die resolute Flughafenangestellte nötigt uns lediglich, die Luft aus den Reifen zu lassen, es hat sich offenbar noch nicht bis Sofia rumgesprochen, dass dies völlig unnötig ist. Dann kommen die Räder auf ein Förderband und rutschen schließlich eine Rampe hinunter.
Bereits um 10:00 landen wir in Berlin. Die Räder haben keine Blessuren von Flug davon getragen, und so fahren wir direkt vom Flughafen Tegel in die Innenstadt. Am
Potsdamer Platz warten schon viele Fußballfans auf das bevorstehende Pokalfinalspiel. Uns zieht es aber weiter zum
Brandenburger Tor und ins
Regierungsviertel, bevor wir am
Hauptbahnhof auf den Zug nach Hamburg warten. Um kurz nach fünf geht es schließlich los und so beschließen wir eine erlebnisreiche und pannenfreie Reise.